Ja, irgendwie bin ich doch nicht richtig verstanden worden, deshalb :
Ich verdiene mein Brot auch schon mehrere Jahrzehnte mit wissenschaftlicher
Visualisierung, eingeschlossen die Erzeugung der Daten. Meine Frage zielte
mehr auf den Teil des eLearning, der sich mit interaktiver Visualisierung
beschäftigt. Nehmen wir als Beispiel eine von zwei Parametern abhängige
Differentialgleichung, wie den populären Lorenzattraktor. Man könnte als
Szenario sich vorstellen, den Studenten die Wirkungsweise einer
Poincare-Darstellung nahebringen zu wollen. Das kann man mit Mathematica
alles wunderbar und man kann das für feste Parameterkonstellationen auch in
verschiedenster Weise aufbereitet, ins Web stellen, oder Animationen
anfertigen, die das gewünschte enthalten. Was man so nicht machen kann, ist,
selbst in den Lösungsprozess einzugreifen, um die Parameter zu bestimmen, für
die es kontraktive Lösungen gibt. Denn die müssen für die Darstellung
unbedingt gesucht werden. Hier setzt Webmathematica an. Ich kann die Lösung
dieses Problems offen halten, die Parameter selbst wählen und schauen, was
kommt dabei heraus. Hier ist ein interaktives arbeiten durchaus sinnvoll, da
numerische Lösungsalgorithmen mindestens dann versagen, wenn sie Ableitungen
benutzen (wegen der Bifurkationspunkte). Mit Webmathematica und dem Tool von
Martin Kraus kann man sich das alles sehr schön ansehen und für solche
ausgesuchten Beispiele oder anders ausgedrückt für viele Dinge in der Lehre
reicht das völlig aus. Deshalb kann man das auch nicht pauschal als Spielerei
abtun. Es ist mir klar, dass es Anwendungen gibt, die so nicht erledigt
werden können. Nehmen wir Beispiele aus der Quantenchemie oder -Physik, die
jeden Rechner leistungsmässig und Speichermässig in die Knie zwingen. Auch
bleibt abzuwarten, ob nicht der gleichzeitige Zugriff von 100 Studenten auf
Webmathematica dieses System zum Erliegen bringt. In der Vielfalt der Mittel
und der richtigen Auswahl liegt die Kunst, aber das muss ich ja hier wohl
nicht betonen. Ich hätte mir aus diesen Gründen gewünscht, das MathGL3D mit
seinen reichhaltig Mitteln aus Webmathematica heraus irgendwie nutzbar
gemacht weden könnte, kann aber auch so damit leben.
Übrigens möchte ich hier sowohl Martin Kraus, als auch Jens-Per Kuska grossen
Dank aussprechen dafür, dass sie diese tollen Tools uneigennützig zur
Verfügung stellen. Das ist in unserer Zeit leider nicht mehr
selbstverständlich.
Jetzt zum eLearning :
Auf Webmathematica sind unsere Dozenten auch deshalb angewiesen, weil
Mathematica natürlich auch in der Vorlesung eingesetzt wird und die Studenten
privat vielfach zwar mit Rechnern ausgerüstet sind, aber Mathematica im
Rahmen von Campuslizenzen nicht nutzen dürfen. Die Studentenlizenzen sind
zwar billiger, aber immer noch zu teuer. Hätten alle Mathematica in
Reichweite, brauchten wir nicht Webmathematica. Webmathematica wird so als
Ergänzung zu denVorlesungen gesehen und zum freien Üben für zu Hause. Es soll
um Gottes Willen nicht den hervorragenden Dozenten ersetzen, der Kraft seiner
Persönlichkeit und einem kleinen Zettel in der Hand eine Vorlesung hält, die
mehr rüber bringt, als in 10 Büchern steht(aber wieviele gibt es davon
noch?). Es soll ihn um ein Mittel bereichern und mehr nicht.
Zuletzt noch eine Bitte an Martin Kraus :
Ich würde mir wünschen, dass man die mit LiveGraphics3D erzielten Ergebnisse
zur Weiterverarbeitung in einem gängigen Format sichern könnte.
Freundliche Grüsse
Hajo Spitzer
Am Donnerstag, 30. Januar 2003 13:06 schrieben Sie:
> Hallo,
>
> > hier noch eine Frage, die sich mir in diesem Zusammenhang ergibt :
> > Ich nutze natürlich auch schon längere Zeit MathGL3D und bin von diesem
> > Tool sehr begeistert in Hinblick auf Leistungsfähigkeit und Vielfalt der
> > Weiterverarbeitung.
>
> Vielen Dank f"ur das Lob!
>
> > Hat man doch unter anderem die Möglichkeit, auch
> > ausserhalb von Mathematica interaktiv3D-Visualisierungen zu ermöglichen.
> > Hier aber nun meine Frage oder mein Wunsch : In unserer Universität ist
> > jetzt eine starke Entwicklung zum eLearning zu verzeichnen.
>
> Na, dann wird ja alles viel viel besser ;-)
> Menschen lernen von Menschen. Ein guter Lehrer hat Ausstrahlung
> und versteht es zu begeistern und lernen sollte ein aktiver
> geistiger Prozess sein und Fragen aufwerfen die ein eLearning
> System nie gestellt oder beantwortet hat ...
>
> > Damit wächst der Ansturm auf
> > Webmathematica. In Webmathematica ist in dieser Hinsicht aber MSPLive3D
> > von Martin Kraus integriert. Gibt es oder wird es eine Möglichkeit
> > geben,MathGL3D in in Webmathematica zu nutzen ?
>
> Java Programme sind Spielzeug. Ich bevorzuge -- wenn schon 3d im Web,
> dann
> VRML oder irgendeinen Standard des W3C Konsortium.
> Das hat zwar den Nachteil, das man ein VRML-plugin braucht aber den
> Vorteil,
> das man auch die volle 3D-Hardware Unterst"utzung seiner Graphikkarte
> hat
> und die 600 Euro f"ur die GeForce FX nicht umsonst waren.
>
> Das was "ublicherweise mit Java/Java3D/JavaGL dargestellt wird ist
> l"acherlich
> ein paar hunder oder tausend Polygone -- daf"ur braucht man keine
> 3D-Hardware.
> Allerdings wird er Student, der gerade sein Quake/HalfLive/Doom
> angehalten hat
> nicht gerade begeistert sein, wenn er dann 200 Polygone in
> Zeitlupentempo
> auf dem Monitor rotieren sieht. Jedenfalls ist er anders gewohnt ...
>
> MathGL3d *braucht* eine frame buffer, den braucht webMathematica auch,
> weil
> sonst das Frontend nicht funktioniert.
> MathGL3d kann VRML 2.0 ausschreiben und das kann man (VRML plugin
> vorrausgesetzt)
> auch in einem Fensterchen auf der Web-Seite anzeigen.
> MathGL3d kann auch PNG Bilder erzeugen und speichern und die sollte
> (burn all GIF's) mittlerweile auch jeder Browser darstellen k"onnen.
> Wer will kann auch mit MVPasteGraphics[] eine ganz normale Mathematica
> Raster[] Graphik produzieren und dann "uber den Kernel in GIF's, JPEG
> oder sonst was umwandeln und anzeigen lassen.
>
> Was nicht geht ist, z.B. den ViewPoint Editor oder das Visual Control
> Feld "uber das WEB zu jagen. Im Prinzip ist man da auf die
> M"oglichkeiten
> des VRML-plugins angewiesen. Aber blaxxun Contact ist da z. B. sehr
> gut und flexibel.
> Wer da mehr will, muss leider auf Java, aber *nicht* auf LiveGraphics3D
> umsteigen. JavaView
>
> http://www-sfb288.math.tu-berlin.de/vgp/javaview/
>
> ist da sch"oner und besser. Wenn bedarf besteht, kann ich auch
> noch das XML basierte jvx-Format in MathGL3d einbauen.
>
> Das echte Volumerendering wird so in VRML auch nicht funktionieren
> und das schattierte Volumerendering schon gar nicht. Was aber an VRML
> liegt ...
>
> Ansonsten sollten Polygone, Texturen und Isofl"achen problemlos
> funktionieren.
> Wegen der eingebauten Polygonreduktion sollte es sogar besser sein als
> Mathematica/Java allein, weil es halt weniger 3d Daten "ubertragen
> muss wenn man die Fehlerschranke richtig w"ahlt. Die Bilder auf
>
> http://phong.informatik.uni-leipzig.de/~kuska/mathgl3dv3/id20.htm
>
> sind alle mit MathgL3d's VRML Export gemacht, und das sollte so
> auch von webMathematica aus funktionieren.
>
> F"ur die wissenschaftliche Visualisierung habe ich die 3d Beispiele
> auch als VRML auf die Web-Seite gepackt. Weniger des eLearning wegens,
> sondern das der eine oder andere sich eines der Beispiele genauer
> anschauen kann, als ich es in der Vorlesung zeigen kann.
>
> Ich w"urde als mal sagen, probieren Sie es aus, wenn's nicht klappt
> komme ich mal vorbei, weil ich eh in Berlin wohne.
>
> Gruss
> Jens
--
Dr. Hans-Joachim Spitzer
MMS des RZ der Humboldt Universität
Unter den Linden 6
10099 Berlin
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Büro : Seminargebäude Raum 614
Tel. 030 20932989
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